Was tun, wenn man ein verletztes Tier findet?

von Bärbel
Tierarzt untersucht Taube

Eigentlich gehören Tauben nicht zu meinen Lieblingstieren. Taubenkot auf dem Cabriodach oder auf dem Balkon macht sich einfach nicht so gut. Ich gebe es zu, ich habe sie heimlich auch schon „Flügelratten“ genannt. Ansonsten hatte ich mir nicht viele Gedanken über sie gemacht – sie waren halt einfach da und wenn sie nicht da waren, war es auch gut. Seit heute sehe ich diese Tiere jedoch mit anderen Augen.

Diese Geschichte Artikel ist eigentlich off topic, falsches Tier sozusagen. Weil es aber auch eine Katze hätte sein können und weil man nicht wegesehen sollte, wenn ein Lebewesen leidet, erzähle ich sie trotzdem.

Ein Tier in Not und niemand hilft

Ich arbeite von zuhause aus. Mittags gehe ich meistens raus und kaufe ein oder hole mir eine Kleinigkeit zu essen. Auf dem Weg zum Laden sah ich sie dann: Sie lag auf dem Rücken am Fußweg und versuchte, mit den Flügeln flatternd, wieder auf die Füße zu kommen. Doch das schaffte sie offensichtlich nicht. Als ich näher kam, sah ich, dass sie außerdem ganz erbärmlich zitterte. Interessiert hat das keine Sau. Obwohl es sich um eine sehr belebte Strasse handelt, gingen alle anderen Passanten achtlos vorbei. Als ich bei der Taube stehen blieb und erst einmal überlegen musste, was ich denn jetzt mache, handelte ich mir noch ein paar blöde Bemerkungen von einer Gruppe Jugendlicher ein. Eines war klar, irgend etwas musste passieren. Wenn die Taube noch länger auf dem winterlich kalten Boden liegen würde, wäre das ihr sicherer Tod.

Hilfe von der Tierrettung München

Zum Glück gibt es bei uns in München die Tierrettung, einen ambulanten Rettungsdienst mit einer 24-Stunden-Notruf-Hotline. Wenn ihr in München wohnt und eure Katze krank oder verletzt ist könnt ihr dort anrufen. Eine gute Sache, wie ich finde. Die Notärzte für Tiere helfen auch verletzten Wildtieren und zwar kostenlos.

Ich rief also dort an und der Herr am Telefon versprach, in einer halben Stunde vorbei zu kommen. Nach einigem Zögern (ehrlich gesagt, hatte ich etwas Angst, eine schmutzige und dazu noch verletzte Taube anzufassen) wickelte ich das Tier vorsichtig in die Stofftasche, die ich dabei hatte und nahm es hoch. Es war unglaublich leicht und blieb ganz ruhig. Vielleicht spürte es, dass ich ihm helfen wollte. Gewärmt von meinem Schal schien auch das Zittern ein wenig nachzulassen.

Mit der Taube im Arm zuhause angekommen, bugsierte ich Elvis ins Schlafzimmer und schloß die Tür. Nicht, dass da noch jemand auf dumme Gedanken kommt 😉 Dann packte ich den Vogel in einen Karton. Die Tierrettung ließ nicht lange auf sich warten. Der Tierarzt untersuchte die Taube gründlich: „An der ist ja wirklich nichts dran!“ Der Vogel war sehr mager, aber zum Glück war kein Flügel oder anderer Knochen gebrochen. Seine Diagnose: Vermutlich  ein sogenanntes Aufschlagtrauma, d.h. die Taube war in ein Glasfenster geflogen oder mit einem Auto zusammengestoßen. Dass kein Blut aus dem Schnabel lief, war ein gutes Zeichen. Nach der Untersuchung und einer kurzen Besprechung steckte der Tierarzt die Taube in den mitgebrachten Käfig und dann war ich meinen gefiederten Gast auch schon wieder los. Sorry Elvis, wenn du dir jetzt Hoffnungen auf einen leckeren Taubenbraten gemacht hast, muss ich dich leider enttäuschen!

Die Taube wird jetzt ein paar Stunden bei der Tierrettung zu Beobachtung bleiben. Erholt sie sich, wird sie frei gelassen – andernfalls kommt sie in die Vogelklinik. Ich hoffe sehr, dass sie es schafft und wieder gesund wird.

Vielen Dank an die Tierrettung München für die sehr nette und schnelle Hilfe! Die Tierrettung hilft, wie gesagt, auch Haustieren und ist für eine Spende immer dankbar.

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Bild: © Bärbel Edel

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6 Kommentare

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cd700 15. Oktober 2015 - 17:56

Hallo,
hatte heute auch so eine ähnliche, wie oben beschriebene, Situation…
Taube mit offensichtlich stark verletztem Flügel in U-Bahn Zwischengeschoß, kauernd (und auch zitternd… ein bisschen) in der bzw. einer Ecke…
Keiner hilft…
Habe auch schon EINIGES (seit einigen Jahren schon…) getan, um Tauben… und anderen Tieren auch zu helfen… (habe auch sogar schon einmal die Feuerwehr gerufen…)
Aber diesesmal war es (SEHR!) schwer…
KEINER hat geholfen… dann noch dazu auch in einer („menschlich“..) SEHR schwierigen Gegend… die schlimmsten Leute ÜBERHAUPT um einen herum… und ich hatte das Gefühl, man darf sich (beim Helfen der / oder überhaupt einer Taube) NICHT sehen lassen, weil man sonst sofort fertig gemacht wird… nur grimmige Geschichter… (fand ich…) … es war schrecklich…
Dann habe ich den Tiernotruf (ebenfalls in München) gerufen (habe ich auch schon öfter gemacht…), dieser aber sagte mir (eine Mitarbeiterin), für Wildtiere müsste Sie leider eine „Wildtierpauschale“ („Gebühr“) (für die Anreise wohl…) verlangen (ist das nun neu..?!?), was ich eine Ungeheuerlichkeit finde… (verstehe ich zwar vielleicht [irgendwie..] ein bisschen… finde ich aber trotzdem auch irgendwie ungeheuerlich…)
Wenn ich in einem Kiosk irgendeine Schachtel, Kiste o.ä. organisieren könnte, könne ich sie (die Taube) aber auch vorbeibringen, dann koste es nichts, sagte sie auch noch dazu…
Ich versuchte eine Schachtel zu organisieren, und das schaffte ich auch, aber ich traute mich ums Verrecken nicht, das Tier / die Taube anzupacken… ( :-O ..) … ich wollte ihr ums Verrecken einfach nicht weh tun!! Es war so schrecklich… und wenn ich jetzt so darüber schreibe (und nachdenke…), kommen mir fast die Tränen…
Es war so schrecklich..!
Ich habe fast 2 Stunden bei dieser Taube verbracht (obwohl ich auch noch einige andere Sachen vorhatte…)… habe versucht, ob ich sie locken kann… habe 2 Semmeln gekauft… habe sie versucht, mit Semmelkrümel in die Kiste zu locken… abdecken konnte man die Kiste auch nicht… es war schrecklich… wieso kommt der Tier-Notruf nicht mehr (auch bei Wildtieren!!) vorbei..!?!?…
Früher fand ich das besser..!!
Dies wollte ich nur (einmal) schreiben… und schildern… und bekanntgeben… finde das alles nicht (mehr…) so toll… wie es einmal war…
Grüße

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cd700 15. Oktober 2015 - 18:30

leider habe ich es, außer ihr zu helfen in eine nicht so von Menschen betretene Gegend / Ecke zu „flüchten“, NICHT geschafft, ihr zu helfen und sie zum Tierarzt zu bringen… ich heule fürchterlich… und bräuchte (glaube ich…) einfach auch selber Hilfe… ich habe früher so vielen Leuten und Tieren in Not geholfen… aber es geht nicht mehr… ich merke, dass ich selber langsam auch keine / oder auch nicht mehr so viele Kräfte habe… vor allem die „Gesellschaft“, so wie sie ist, schaffe ich das.. zunehmend… alleine nicht mehr…
es tut mir leid…
Gab es denn nicht einmal in einem Tierforum so eine Aktion von Leuten (wenn mich nicht alles täuscht, sogar von Leuten, die in München wohnten oder ansässig waren…), die privat (auf privater Basis) sich zusammenschlossen, um für solche Aktionen aktiv verfügbar zu sein bzw. die man evtl. anrufen konnte…?!? Gab es da nicht ienmal irgendetwas…?
Grüße

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cd700 15. Oktober 2015 - 18:45

will jetzt auch nicht zu aufdringlich (o.ä.) sein… aber das wäre (m.E.) schon wichtig… bzw. würde mich schon auch einmal sehr interessieren…
Gruß

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Marcus 2. Mai 2015 - 2:35

Hallo Bärbel,

sehr schöne Internetseite, ich lese gerade über deinen ersten direkten Taubenkontakt und es sind einige typische Verhaltensweisen der Menschen dabei…leider muss ich sagen! Im Gegensatz zu dir helfen nicht sehr viele Menschen bei Tauben, obwohl sie auch Haustiere sind, die der Mensch hervorgebracht hat, genauso wie unsere geliebten Hauskatzen! Es sind sehr viele Vorurteile zu beklagen, die ich hier einmal aufklären muss!

Zur Vorgeschichte: Stadttauben sind ehemalige Brieftauben, die nicht wieder nach Hause gefunden haben nach Wettbewerbsflügen von Brieftaubenzüchtern…sie sind die „Verlierer“ und der Großteil der Züchter weint ihnen keine Träne nach, außer es sind gute Zuchttiere! Mein Vater und ich als Brieftaubenzüchtergespann damals auch nicht wirklich…sie waren halt weg und es wurden neue gezüchtet, bis wir in einem ein Jahr hohe „Verluste“ hatten und wir uns Gedanken über die Verhältnismäßigkeit der Flüge machten…wir hatten ein paar „Lieblinge“ verloren, die zudem zutraulicher waren wie andere. Das erzeugte einen Umkehrschritt und die Reisetätigkeit haben wir vor vielen Jahren eingestellt und die Zucht erheblich reduziert, so das wir nur noch etwa 20-30 Brieftauben im Schlag haben und dazu die „Verlierer“, die wir bei verantwortungsbewußten Menschen einfangen, denen sie nicht egal sind…oft sind die Menschen völlig hilflos und sind froh, wenn wir ihnen helfen! Das zur Vorgeschichte…

Es gibt unterschiedliche Generationen von (Stadt-) Tauben: Die GENERATION 0 ist die, die der Mensch züchtet für die Wettbewerbe…wenn sie wegen schlechter Wetterlage niederkommen, einen Unfall hatten, an Erschöpfung leiden oder einfach nicht mehr nach Hause finden, versuchen sie an Futter und Wasser zu gelangen, sie laufen am Straßenrand entlang, sind in Gärten zu sehen oder sitzen vor Fenstern, fliegen sogar in offene Fenster, da sie einen Taubenschlag vermuten…sie bitten uns Menschen um Hilfe, da sie nur einen behüteten Breiftaubenschlag kennen, wo sie komplett versorgt werden! Sie sterben innerhalb von Tagen, wenn wir ihnen nicht helfen…jämmerlich verhungern sie oder verenden an ihren Verletzungen, die sich eiternd entzünden usw.!!! Eine Taube alleine unterwegs in Bodennähe sollte jeden Tierfreund aufhorchen lassen, sie hat ernste Probleme…erst recht, wenn sie kaum wegfliegt!!! Einige überleben, weil sie Futter und Wasser finden bzw. finden sie freilebende Populationen und können sich ihnen anschließen, Tauben sind Gruppentiere und leben nicht alleine, sie brauchen eine Gemeinschaft…und sie paaren sich innerhalb dieser Gemeinschaft!

Die GENERATION 1 wird geboren…ohne den Zuchtring und als „verwilderte“ Stadttaube, sind die „Verlierer“ aus der GENERATION 0 schon schlecht dran, die folgende GENERATION 1 und spätere GENERATIONEN 2 bis ??? sind für den gemeinen Menschen die „Ratten der Lüfte“, kein Tier was unsere Fürsorge verdient, sondern was ausgestoßen, getreten, überfahren, vergiftet oder von Kindern gejagt werden darf und keinen interessiert es?! Ich beobachte dieses Verhalten nur allzu oft und schäme mich für meine Mitmenschen…ICH sehe Mangelernährung, fehlende Gliedmaßen, verschmutzes Gefieder und sichere Todeskandidaten und ich kenne mich aufgrund meiner geschärften Wahrnehmung für die Bedürfnisse der Brieftauben wirklich gut aus…der Mensch hat diese Art erschaffen, noch einmal: es sind eben KEINE Wildtiere! Sie bedürfen unserer Fürsorge und Pflege, genauso wie die Hauskatze unsere Hilfe braucht…!!!

Die Vorurteile: Taubenkot ist sicher nicht schön, durch die schlechte Ernährung ist er zudem oft feucht und kleberig bei „Stadttauben“…lebensbedrohlich ist er aber kaum, die meisten Krankheiten sind NICHT auf Menschen übertragbar, Salmonellen bekommen wir eher von konterminiertem Essen und wir bekommen mehr Krankheiten durch Toilettentürgriffe, Tastaturen, Computermäuse, in der U-Bahn und unsauberen Menschen, die uns auf die Pelle rücken…!!! Durch die von Menschen verursachten Umweltsünden werden die Gebäude ebenfalls geschädigt und bei dem vielen Müll, den Menschen auf den Strassen hinterlassen sollten wir überlegen, wer der eigentliche Umweltsünder ist???

Vorurteil: Tauben sind überall in der Stadt und belästigen die Menschen…ein Problem, dass der Mensch verursacht. Tauben suchen Futter, sie werden als ursprüngliche Haustiere nicht versorgt und finden Reste der Wegwerfgesellschaft…was sollen sie auch sonst machen!? Erste Städte führen städtische Taubenschläge innerhalb eines Stadtgebietes ein, Ehrenamtliche füttern dort und tauschen das Eiergelege gegen Gipseier aus…die Population verringert sich, ohne die Tauben unnötig zu quälen oder zu töten!

„Verwilderte Brieftauben“ sind im Prinzip ausgesetzt worden, sie können sich selbst kaum versorgen und sind an die Nähe von Menschen gewöhnt, anders wie Ringeltauben oder Türkentauben, die sich selten in den Innenstädten aufhalten!

Brieftauben sind gelehrig, standorttreu, zutraulich, gesellig, sind schnelle wendige Kunstflieger, haben ein tolles, seidiges Gefieder mit einem schönen Farbspektrum und einen erstaunlichen Orientierungssinn, der immer noch Rätsel aufgibt …diese Eigenschaften wurden zum Nutzen des Menschen herausgeszüchtet, dadurch sind sie aber auch verwundbar bzw. empfindlich in vielen Bereichen, dessen sollten wir uns immer bewußt sein…

Eine neue schlimme Marotte ist diese…Ziertauben werden immer öfter bei Hochzeiten fliegen gelassen, das Hochzeitspaar freut`s…die Ziertauben irren umher, verhungern oder werden überfahren, da sie keine Brietauben sind, die zum Schlag zurückfinden…! Die Hochzeitstaubenverkäufer kassieren ab und produzieren neue Todeskandidaten…ist billiger und wer schert sich schon um ein paar (Friedens-) Tauben!?

Vielleicht seht ihr diese gefiederten Freunde jetzt in einem anderen Licht und helft einer Taube, die verletzt bzw. erschöpft am Boden liegt oder mit aufgeplustertem Gefieder vor eurem Fenster sitzt!?

Setzt euch mit dem Tierheim oder einem Tierarzt in Verbindung, es gibt auch nette Taubenzüchter, die helfen…oft wissen sie, wer Tauben versorgt oder sich zumindest auskennt…Sämereien (Vogelfutter z.B. oder einfacher Weizen) und frisches Wasser sind die erste Wahl…kein Brot verfüttern!

Hier noch ein Link bei Facebook über die Stadttaubenproblematik…https://www.facebook.com/KoelnerAGgegenDieStadttaubenproblematik?fref=ts

Viel Glück beim Helfen…wir tun es aus Überzeugung!

LG
Marcus (es grüßen ebenfalls Kater Findus & Sammy, Kätzin Kessy…und Hündin Minou)

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Lieblingskatze Logo
Bärbel 4. Mai 2015 - 21:19

Hallo Marcus,

vielen Dank für deinen informativen Kommentar. Ich habe mich inzwischen auch ein wenig mit dem Schicksal der Stadttauben befasst. Unglaublich, welches Elend sich direkt vor unseren Augen abspielt.

Liebe Grüße
Bärbel

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Marcus 6. Mai 2015 - 1:47

So ist es Bärbel! Bei Erwachsenen ist leider bei diesen Themen oft Hopfen und Malz verloren…Wir müssen die Kinder frühzeitig unterrichten, um sie für das Elend der Tiere zu sensibilisieren…ihnen Mitgefühl zu vermitteln! Eine Lösung wäre z.B. in die Kitas/Grundschulen gehen und mit den Mitarbeitern/Lehrern zusammen Infos über die Tierarten geben und sie zum Helfen ermuntern. Keine Eltern können sich dann bei notleidenden Tieren (egal ob mit Fell oder Federn) der Verantwortung entziehen, ohne von den Kindern mit strafenden Blicken angeschaut zu werden!!! Oft merken sich Kinder die Vorgehensweisen zur Hilfestellung besser, weil sie wissensdurstiger sind als Erwachsene…wenn wir sie erreichen können, werden die Bedingungen vielleicht irgendwann besser werden, auch wenn es ein langer Prozeß sein wird…die verschiedenen Fellnasen und gefiederten Freunde werden es uns danken!!! 😉

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