Wenn die Katze trauert

von Lieblingskatze
Katze vor Grab

Menschen sind für Katzen lediglich Dosenöffner auf zwei Beinen – ein Klischee, das sich hartnäckig hält, aber zum Glück nicht stimmt. Katzen können zu „ihren“ Menschen sehr wohl eine innige Beziehung aufbauen. Stirbt ein geliebter Mensch, ist das nicht nur ein schwerer Verlust für Freunde und Familie. Auch Katzen trauern um ihren Menschen, der plötzlich nicht mehr da ist. Eine große Veränderung im Leben des Vierbeiners, die für Verunsicherung sorgen kann. In dieser schweren Zeit können sich Mensch und Tier gegenseitig eine Stütze sein.

„Es gibt immer mehr Katzen, die in enger Gemeinschaft mit Menschen aufwachsen und in einzelnen oder auch mehreren Personen Freunde und soziale Bezugspersonen sehen“, sagt Diplom-Tierpsychologin Birgit Rödder. „Diese Bezugsperson oder -personen braucht die Katze, denn sie bieten ihr Sicherheit, Geborgenheit und Zuwendung. Stirbt oder verschwindet ein vertrauter Mensch, trauert die Katze, weil sie einen wichtigen Sozialpartner verloren hat.“

Woran erkennt man, dass eine Katze trauert?

Dass die Katze trauert, erkennt man daran, dass sich das Verhalten des Tieres ändert. Trauernde Katzen ziehen sich oft zurück, werden still, schlafen und ruhen viel und sind meist insgesamt weniger aktiv. „Sie zum Spielen aufzufordern, ist schwieriger als früher“, sagt Rödder. „Meist haben sie mit der verstorbenen Person gespielt und die ist schwer zu ersetzen.“ Manche Katzen fressen in ihrer Trauer mehr, andere weniger. „Einige putzen sich intensiver, bis im Fell kahle Stellen entstehen“, so die Expertin.

Wenn die Samtpfote nach einigen Tagen nicht langsam alte Gewohnheiten wiederaufnimmt, sollte man freundlich Kontakt zu ihr aufnehmen. „Eine fröhliche Ansprache und einige aufmunternde Streicheleinheiten, ein ruhiges Spiel oder Leckerlis können die Katze aus ihrer Trauer wecken und sie ins Leben zurückführen“, sagt Rödder. „Dabei sollte man unbedingt die Reaktionen der Katze beachten, sie keinesfalls zu lange ’nerven‘, sondern lieber gelegentlich und kurz ‘nachfragen‘, ob sie sich ablenken lässt. Wenn die Katze sich ihrer neuen Bezugsperson öffnet, kann sie besser zu Aktivitäten wie Kratzen am Kratzbaum oder Sprüngen auf die Fensterbank angeregt werden. Dies belebt und entspannt zugleich.“

Die Trauerphase ist bei Katzen unterschiedlich lang. „Die meisten gehen nach zwei bis sechs Wochen wieder zum Alltagsleben über und haben den Verlust verarbeitet“, sagt die Tierpsychologin. Andere trauern ein ganzes Jahr.

Nähe spendet Trost

„Wenn die Katze bei Menschen bleibt, die ebenfalls trauern, kann sich der Kummer aller Hinterbliebenen wechselseitig verstärken“, sagt Rödder. „Meist hilft es den Hinterbliebenen der Verstorbenen zu erkennen, dass der Katze neben der täglichen, freundlichen Routine Fröhlichkeit über ihren Verlust hinweghilft und dies unterstützt wiederum den Lebensmut der Menschen.“ Auch körperliche Nähe hilft Mensch und Tier über die schwerste Phase hinweg: Streicheln, gemeinsam auf der Couch schmusen, die Katze mit einer Bürste verwöhnen, tun nicht nur dem Fell gut, sondern auch der Seele.

Quelle: IVH, Bild © Brett Hammond

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5 Kommentare

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Charliesdaddy 9. März 2020 - 23:41

Ich war, bis heute ein sehr glücklicher Dosenöffner für meinen Rusty… Er kam vor ca. 7 Jahren im Alter von ca. 16-17 Wochen zu uns, aus einem Tierheim…Ich weiss nicht, wie Tiere trauern…mir hat es das Herz zerrissen, als mein Kleiner heute steinerweichend mauzte, in der Küche lag und die Hinterläufe nicht mehr bewegen konnte. Ich hab im Netz einen Tierarzt in der Nähe gefunden und war in Rekordzeit dort…hoffend… aber, das Röntgenbild war niederschmetternd. Die Wirbelsäule vor dem Becken war fast nicht mehr zu sehen auf den Bildern….so, als ob 2 wirbel fehlten… Nehmt es mir nicht übel, meine Reaktion war…Herr Dr. treffen Sie eine Entscheidung, ich trage sie mit….Nur eine Bedingung, der Katz darf nicht leiden. Naja, da gabs echt keine Alternative. Nun leidet Rusty nicht mehr, und macht eventuell Platz für ein neues Heimkind… LG CD

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Bärbel 10. März 2020 - 10:00

Hallo CD,

das tut mir sehr leid – so einen plötzlichen Verlust muss man erst einmal verkraften… 🙁 Ich wünsche dir viel Kraft für die kommenden Tage. Irgendwann wird es leichter.

Alles Liebe
Bärbel

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Marlene 7. November 2017 - 17:37

Katzen sollte man in ihrer Trauer jedoch auch nicht durch zu viel Aufmerksam bestärken.

Bei uns war der Monti nach Felix Regenbogengang total neben der Spur (erst Finni eingezogen, dann Felix krank und kurze Zeit später weg – zu viele Veränderungen in knapp 7 Wochen für ihn. ).

Hier war jedoch Monti nicht ruhig, still, in sich gekehrt oder zog sich sogar zurück, hier war Unruhe, Rufen, Stimmungsschwankungen sichtbar. Hat ganz schön gedauert.

Wie beim Menschen halt auch, jeder verarbeitet es halt anders.

LG
Marlene

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Bärbel 7. November 2017 - 17:48

Puh, das war bestimmt nicht einfach für euch.

Liebe Grüße

Bärbel

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The Swiss Cats 1. November 2017 - 19:56

Wunderschöner Artikel ! Katzen leiden auch, und brauchen auch Zeit, Verständnis, und Mitgefühl, um eine Trauerperiode durchzuleben. Schnurren

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