Ein neues Haus für Katzen in Not

von Bärbel
Bautafel Katzenhaus

Diese Situation bringt jedes Tierheim an seine Grenzen: Aus einem verwahrlosten Haushalt müssen Dutzende Katzen befreit und untergebracht werden. Viele von ihnen mehr tot als lebendig, krank und von Parasiten befallen. Judith Brettmeister vom Tierheim München kennt solche Situationen aus nächster Nähe. Erst Anfang dieses Jahres nahm das Tierheim 30 von 70 völlig verwahrlosten Perserkatzen aus einer Qualzucht auf. Dabei platzt das Heim schon zu normalen Zeiten aus allen Nähten. Zur Zeit sind die Katzen auf sechs Gebäude, darunter ein Keller, verteilt. „Wir bringen die Katzen unter, wo wir nur können“, so Brettmeister.

2015 soll die Raumnot ein Ende haben, denn dann ist das neue Katzenhaus fertig. Ich konnte mir das „Katzendorf“ schon vorher ansehen. Judith Brettmeister und Annegret Spade vom Tierheim München führten mich durch den Rohbau.

Judith Brettmeister, Annette Spade

Judith Brettmeister (l.) und Annegret Spade (r.) vom Tierheim München

Woher kommen die vielen Katzen?

„Bis vor circa 20 Jahren waren Katzen in Tierheimen eher eine Seltenheit“ erklärt Brettmeister. Die meisten Katzen lebten bei Bauern. Überzählige Katzen wurden einfach ertränkt oder auf eine andere Art umgebracht.

Erst als immer mehr Wohnungskatzen gehalten wurden, landeten Katzen in den Tierheimen. Doch diese waren in der Regel gar nicht auf die Unterbringung von Katzen ausgelegt. So brachte man die Miezen unter, wo eben gerade Platz war. Im Tierheim München sind die Katzen heute auf sechs verschiedene Gebäude verteilt. Die Unterbringung in den Häusern, die noch aus den 50er Jahren stammen, genügt den heutigen Ansprüchen an eine artgerechte Katzenhaltung nicht mehr. Wenn dann noch eine Katzenschwemme dazu kommt, wie zum Beispiel beim Fall der Perserkatzen, dann wird es richtig eng. Um die Raumnot zu lindern, entschloss man sich daher, ein neues Katzenhaus zu bauen.

Katzenkeller

Wegen der Raumnot sind etliche Miezen noch im Katzenkeller untergebracht

Zahlen und Fakten

Auf 1.100 Quadratmetern soll das Katzenhaus ungefähr 1.500 Katzen im Jahr vorübergehendes Asyl bieten. Baubeginn war im September 2013, das Richtfest wurde am 5. Juni 2014 gefeiert. Im Mai 2015 sollen, wenn alles gut geht, die ersten Miezen in ihr neues Domizil einziehen. Ein Drittel der Baukosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro übernimmt die Stadt München, ein weiteres Drittel stammt aus den Rücklagen des Tierheims. Der Rest soll durch Spenden finanziert werden.

Katzen und Menschen sollen sich wohl fühlen

Der Architekt Ralph Maurer ist selbst Katzenbesitzer und seine Erfahrungen flossen in die Planung mit ein. Das Gebäude ist so angelegt, dass die Katzen komplett von den Besuchern abgeschirmt werden und ihre Ruhe haben. Wir betreten den Rohbau durch den späteren Haupteingang. „Die Mitarbeiter haben sich extra einen hohen Tresen für die Rezeption gewünscht, weil manche Besucher aggressiv werden. So fühlen sie sich besser geschützt“, erzählt Brettmeister.

Wenn Katzen – manchmal gegen den Willen ihrer Besitzer – ins Tierheim gebracht oder von dort geholt werden, geschieht das momentan mitten im Publikumsverkehr. Für die Tiere in ihren Transportboxen ein enormer Stress. Im neuen Katzenhaus sorgen separate Räume für Abgabe und Vermittlung für Privatsphäre. Das kommt auch den beteiligten Menschen zugute.

Das Katzenhaus ist ein Niedrigenergiehaus. Ein Energiespeicher im Keller und ein Spezialboden sorgen für einen stets angenehm warmen Fussboden. Genau das Richtige für empfindliche Samtpfoten.

Durchlass

Katzenzimmer mit Durchlass

Ein Teil der Katzenzimmer hat einen kleinen Durchlass, der nach Bedarf geöffnet oder verschlossen werden kann. Auf diese Weise können im Handumdrehen Einzel- in Gruppenzimmer umgewandelt werden. Landet eine große Gruppe im Tierheim, werden die Zimmer miteinander verbunden und die Tiere können sich gegenseitig besuchen.

Neben den 85 Katzenzimmern beherbergt das Gebäude unter anderem einen Versammlungsraum, Büros sowie Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter. Außerdem werden Hausmeister und Pfleger im Katzenhaus wohnen – nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen, denn das Tierheim befindet sich in einer abgelegenen Gegend. Die verschiedenen Trakte sind wie ein kleines Dorf um einen großen Innenhof herum angeordnet. So können die Katzen im Erdgeschoss jederzeit im Katzengarten an die frische Luft zu gehen, wenn sie möchten. Für die Bewohner im ersten Stock gibt es einen Balkon.

Katzenhaus Innenhof

Im Innenhof des „Katzendorfes“ können die Katzen einmal frei herumlaufen

Verschiedene Abteilungen

Neben den Zimmern für gesunde Katzen beherbergt das „Katzendorf“ auch eine Krankenstation, eine Abteilung für Mütter mit ihren Welpen und eine Quarantänestation. Diese wird durch eine Schleuse vom Rest des Gebäudes abgeschottet. Hier werden Katzen mit ansteckenden Krankheiten untergebracht, wie zum Beispiel die Perser aus der Qualzucht in Gammelsdorf, die mit einem Pilz infiziert waren. „Jede Abteilung hat ihre eigene Futterküche und ein Behandlungszimmer für den Tierarzt“, so Annegret Spade. Auch für den Fall einer überraschenden „Katzenschwemme“ ist gesorgt. Spade: „In den Gängen ist genügend Platz, um notfalls zusätzliche Boxen aufzustellen“.

Quarantäneschleuse

Sicher ist sicher: Schleuse zur Quarantänestation

Mir gefällt das Konzept des Katzenhauses sehr gut und ich bin schon gespannt, wie das fertige Gebäude aussehen wird. Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten. In eines der alten Katzenhäuser wird übrigens die Reptilien-Auffangstation einziehen, die auch schon aus allen Nähten platzt.

Themenseite Tierschutz

Weitere Artikel rund um das Thema „Katzen im Tierschutz“ findet ihr auf der Themenseite Tierschutz.

Bilder: © Lieblingskatze

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