Kritik am Katzenfutter-Test der Stiftung Warentest

von Bärbel
Cover Stiftung Warentest Katzenfuttertest

Die Stiftung Warentest hat 33 Feuchtfutter für Katzen getestet. Dabei schnitten drei Supermarkt-Billigprodukte mit der Note „sehr gut“ ab. Hochpreisige Sorten, darunter auch ein Bio-Produkt, landeten dagegen zum Teil auf den hinteren Plätzen. Bei Katzenhaltern sorgt der Test für Verunsicherung, denn einige der getesteten Produkte sollen auf Dauer sogar Gesundheitsschäden anrichten.

Was ist dran an dem Test? Ich habe mir das aktuelle Test-Heft besorgt. Hier mein Eindruck:

Untersuchungsgegenstand und Test-Kriterien

Getestet wurden 32 Nassfutter für Katzen sowie ein veganes Produkt für Hunde und Katzen. Untersucht wurden

  • Ernährungsphysiologische Qualität mit einer Gewichtung von 60 Prozent
    (decken die enthaltenen Nährstoffe den Bedarf?)
  • Fütterungsempfehlung mit einer Gewichtung von 20 Prozent
    (deckt die auf der Packung angegebene Menge den Energiebedarf?)
  • Schadstoffe mit einer Gewichtung von 10 Prozent
  • Deklaration mit einer Gewichtung von 10 Prozent
    (wurden die rechtlichen Kennzeichnungsvorschriften eingehalten?)

Äpfel mit Birnen verglichen

Cover Stiftung Warentest KatzenfuttertestZunächst fällt auf, dass unterschiedliche Fleischsorten miteinander verglichen wurden: Zum Beispiel „Truthahn und Leber“ mit „Rind“. Auch die Zubereitungsarten der getesteten Produkte unterschieden sich. So waren manche Sorten mit Sauce, andere mit Gelee und wieder andere als Paté zubereitet.

Methodisch sauber ist das nicht. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, sollten die Untersuchungsobjekte auch vergleichbar sein. Die Stiftung Warentest hätte also zum Beispiel ausschließlich Hühnerfleisch-Produkte mit der Zubereitungsart „in Sauce“ gegeneinander antreten lassen dürfen.

Außerdem gibt der Test-Artikel keinerlei Auskunft darüber, wieviele Packungen oder Dosen des jeweiligen Produktes untersucht wurden und wo diese bezogen wurden. Schwankungen in der Zusammensetzung aufgrund unterschiedlicher Chargen wurden vermutlich nicht berücksichtigt.

Zucker spielt keine Rolle

Für die Tester war der Zuckergehalt der untersuchten Futtersorten offenbar nicht relevant:

„Manche Katzenfreunde vermuten, aufgrund geheimer Zusätze würde ihr Tier ein Futter bevorzugen und alle anderen verschmähen. Auch Zucker steht in diesem Zusammenhang in Verruf. „Derartige Lockstoffe gibt es nicht. Viele Futter enthalten heutzutage auch kaum noch Zucker. Und selbst wenn: Katzen können Zucker nicht schmecken“, beruhigt Tierärztin Kienzle.“

(Stiftung Warentest, test 3/2014, S. 82, Hervorhebung von mir)

Es stimmt, dass Katzen Zucker nicht schmecken können. Warum wird er dann hinzugefügt? Eine Fachhändlerin erklärte mir neulich, dass der Zucker den Geschmack im Katzenfutter trotzdem verstärkt. Bei einem guten Grundprodukt sollte das eigentlich nicht nötig sein, finde ich. Zucker im Futter kann nach Ansicht mancher Experten das Risiko für Diabetes und Zahnschäden erhöhen. Auf diese Gefahr wird an keiner Stelle des Testberichtes eingegangen.

Das mit Note „sehr gut“ bewertete Nassfutter von Lidl, Coshida „Feinste Stückchen in Sauce, mit Rind“ enthält zum Beispiel Zucker. Wieviel genau, verschweigt die Auszeichnung.

Fleischanteil oder ernährungsphysiologische Qualität?

Katzen sind reine Fleischfresser. In der freien Natur nehmen Katzen Pflanzen lediglich als Darminhalt ihrer Beutetiere zu sich. Entsprechend kann Katzenfutter ein wenig Gemüse oder Getreide enthalten (wenn es die Katze verträgt). Der Fleischanteil sollte jedoch möglichst hoch sein.

Stiftung Warentest geht an keiner Stelle auf den Fleischanteil ein. Das mit „sehr gut“ bewertete Coshida von Lidl enthält laut Deklaration auf der Dose „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. 4% Rind), Getreide, Mineralstoffe, Zucker“. Demnach ist es theoretisch möglich, dass 96 Prozent des Doseninhaltes nicht aus Fleisch bestehen. Warum wurde nicht untersucht, wie sich die 96 Prozent „Rest“ genau zusammen setzen? Das wäre doch wichtig zu wissen.

Deklaration Coshida Katzenfutter

Coshida „Feinste Stückchen in Sauce“

Das mit „mangelhaft“ bewertete Animonda Carny Adult Rind + Huhn enthält nach meinen Recherchen in einem Onlineshop 52 Prozent Rind und 16 Prozent Huhn. Ausschlaggebend für die Benotung waren laut Testbericht die ernährungsphysiologische Qualität und die mangelhafte Deklaration (kein Alleinfutter). Worin genau die Qualitätsmängel bestanden (z.B. welche Nährstoffe fehlen), wird nicht erklärt.

Bei der Bewertung gewichtet die Stiftung Warentest das Kriterium der „ernährungsphysiologischen Qualität“ mit 60 Prozent. Gemeint ist damit zum Beispiel der Anteil an wichtigen Nährstoffen. Der Fleischanteil fließt jedoch überhaupt nicht in die Bewertung ein. Das wäre ungefähr so, als würde sich ein Mensch nur von Süßigkeiten und Nahrungsergänzungsmitteln ernähren. Die Nährstoffbilanz würde zwar stimmen, aber gesund wäre das sicher nicht.

Schlussfolgerung

Was kann man als Katzenhalter mit dem Feuchtfutter-Test der Stiftung Warentest anfangen? Sicher sind Kriterien wie der Schadstoffgehalt sehr wichtig. Niemand will schließlich Gift im Futter. Bei der Beurteilung der Futterqualität wurden jedoch wichtige Aspekte wie Zuckergehalt und Fleischanteil außer Acht gelassen. Außerdem wurde der Test m. E. wissenschaftlich nicht sauber durchgeführt.

Artikel zum Thema Ernährung

Nassfutter, Trockenfutter oder BARF? Welches Futter ist das richtige für meine Katze? Weitere Artikel zum Thema Ernährung findet Ihr hier: Ernährung.

Bilder: © Stiftung Warentest, Bärbel Edel

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20 Kommentare

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Christoph 10. Juli 2020 - 21:55

Im neuen 2020 Test wird auf Zucker getestet und alle sind unter 2gr pro 100gr.

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Tatjana 10. Dezember 2018 - 10:16

Hallo!

Manchmal ist es als Katzenhalter nicht leicht. Da einer meiner Kater Futtermittelallergie hat habe ich natürlich alles ohne Getreide und Zucker gekauft. Tja, das durfte ich mir dann in die Haare schmieren.

Jetzt kaufe ich billiges, teureres Futter und achte darauf dass kein Getreide drin ist. Zucker lasse ich nur zu wenn es ganz zum Schluss steht, dann ist wenigstens nicht zu viel drin.

Da ich alte und kranke Katzen habe füttere ich alles was sie vertragen.

Bei den Hunden – die alles fressen, ist das natürlich anders. Da achte ich auf extrem gute Qualität.

Meine Kater fressen Fleisch, aber nur wenn ich selbst schneide und das dauert bei 5 Kater schon eine Weile, außerdem hat mir auch meine Tierärztin erklärt, dass der Eiweißgehalt bei Hundefutter (welches ich ebenfalls verfüttere) wesentlich niedriger ist und auch für meinen Kater besser. Aber auch da muss ich halt aufpassen was drin ist.

Tja – Katzenhalter zu sein ist nicht einfach. 🙂

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Stiftung Warentest: Linkliste zum neuen Katzenfutter Test 5. September 2016 - 9:32

[…] blog.katzen-fieber.de: Stiftung Warentest 03/2014 – Nassfutter-Test “Macht die Katze froh!” lieblingskatze.de: Kritik am Katzenfutter-Test der Stiftung Warentest katzenberatung.blogspot.de vom-taubertal.de: Katzenfuttertest erregt die […]

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Egal 16. Juli 2016 - 13:16

Meine Katze bekommt seit zwei Jahren Coshida-Futter, es schmeckt ihr und sie ist gesund wie ein Fisch im Wasser.
Das ist wohl ein bisschen so ein typisch-deutsch-Problem: wieso kann das billige besser sein als das teure und dann noch als BIO?! Dieses heile-Welt-Denken lässt mich immer wieder schmunzeln:).

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Mandy 6. Februar 2016 - 16:48

Mahlzeit, ich persönlich finde das alles immer etwas schwer :/ ich habe selber zwei Katzen. Die bestimmen letztendlich WAS sie fressen wollen und was nicht. Ich bin kein Mensch, der seine Katzen 2 oder 3 Tage (alles schon gelesen) vor dem Napf sitzen lässt, bis sie ENDLICH was fressen. Ich versuche IMMER wieder meinen Tieren „gutes“ Futter zu geben. Aber ich stelle mir immer wieder die Frage, WAS ist gutes Futter?! Ich dachte immer Carny sei gutes Futter, oder das von Aldi, Topic sei zumindest nicht GANZ so schlecht. Meine Katzen bekommen wirklich ALLES, von (leider) Felix zu Topic, bis hin zu Carny und Premiere. Auch Rohfleisch Fütterung versuche ich immer wieder auf’s neue. Aber daran zeigen sie kein Interesse. Was sich dadurch Kennzeichnet, dass wenn ich mein Hühnchen auf der Ablage in der Küche habe, nie ein Tier dran gehen würde. Letztendlich gibt es SO VIELE Berichte über gutes und nicht gutes Futter, Stiftung Warentest, im TV kam letztes Jahr ein Bericht wo sie Katzenfutter im Labor geprüft haben, dort schnitt Felix doch ziemlich gut ab. Und dann noch die ganzen Seiten und Foren die einzig und allein nur aus A. Erfahrung und B. eigene Meinung bestehen. Sogar Tierärzte haben keine Ahnung. Also was bleibt einem übrig, letztendlich nur auf seinen eigenen verstand zu hören und auf das was die Tiere wollen.
Puhhhhh … ich muss schon ehrlich sagen, mich persönlich überfordert das ganze! ABER ich bleibe am Ball!!!! Und versuche immer wieder meinen Tieren was gutes zu geben, auch wenn sie es an einem Tag nicht wollen, bleibe ich am Ball und versuche weiter und weiter und weiter. Ich muss dazu sagen, mein Kater, den habe ich von klein auf an. Und schon direkt an Carny gewöhnen wollen, er wollte nicht. Genau so wie rohe Hühnerherzen & Co. Bei dem Mädel, die habe ich erst seit ein paar Monaten, da bin ich schon richtig froh, dass sie kein Trockenfutter mehr frisst, denn DAS gibt es bei mir wirklich nicht.

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Bärbel 8. Februar 2016 - 13:16

Hallo Mandy,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Du hast recht, einfach ist es nicht. Es stimmt auch, dass man seine Katzen nicht hungern lassen sollte, denn das kann gefährlich werden. Vielleicht hilft dir dieser Artikel ein Stück weiter: https://www.lieblingskatze.net/welches-katzenfutter-ist-gut/

Du kannst auch versuchen, eine kleine Menge des neuen und besseren Futters unter das gewohnte Futter zu mischen. Dann die Menge langsam steigern. Das Wichtigste ist, am Ball zu bleiben und das machst du ja 🙂

Liebe Grüße
Bärbel

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Anonym 1. Februar 2016 - 20:49

Ich finde es schade, wie in allen Bereichen gemogelt wird. Ich kann nur sagen, (da hier ja z.B. Coshida so angegriffen wird) dass bei meiner Katze vor ca 5 Monaten Niereninsuffizienz festgestellt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hat meine Katze nur Sheba gefressen, nach der Notfall-Spülung mit 2-tägigem Aufenthalt beim Tierarzt wollte sie gar nicht mehr fressen. Natürlich erst recht keine Nierenfutter. Nach langem Suchen und Spülungen im 14 Tage Rhythmus zuzüglich Semintra war ein Absetzen der Infusionen nicht denkbar. Bis wir genau den Billigmist mit nur 4% Fleischanteil (danke für die Erklärung und Vorrechnung mit 25%, was bei allen Lebensmitteln so ist {außer bei den Burgern bestimmter Fastfoodketten, wo das Fleisch mehr aus Chemie besteht als bei allen Katzenfutter}) gefunden haben. Nach Umstellung auf coshida haben wir die Infusionen, da es unserer Katze deutlich besser ging, in ihren Abständen vergrößert. Zur Zeit ganz abgesetzt und sie zeigt keine bis geringe Anzeichen ihrer Krankheit.
Sorry Leute, aber da höre ich lieber auf den Zustand meiner Katze als auf irgendwelche Tests, die auch von irgendwem bezahlt werden… Und die in den meisten Fällen nicht transparent dargestellt werden.

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Bärbel 3. Februar 2016 - 10:56

Hallo Anonym,

ehrlich gesagt ist mir nicht klar, worauf du hinauswillst. Die Zusammensetzungen von Coshida und beispielsweise „Sheba Selection in Sauce – mit Rinderhäppchen“ unterscheiden sich kaum. Sheba: „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. 4% Rind), Getreide, Mineralstoffe.“ Bei Sheba ist wenigstens kein Zucker drin. Aber verstehe mich bitte nicht falsch: Ich will dich nicht zu Sheba überreden, sondern halte generell nicht viel von Futter, wo der reine Fleischanteil nur 4 Prozent beträgt.

Ich freue mich, dass es deiner Katze besser geht, aber ich bezweifle, ob das wirklich am Futterwechsel liegt. An deiner Stelle würde ich ihr hin und wieder frisches Fleisch oder hochwertiges Futter anbieten. Man muss viel ausprobieren und Geduld haben, aber es lohnt sich 🙂

Viele Grüße
Bärbel

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