Wie Elvis zu uns kam

von Bärbel
Katze streckt Zunge raus

Seit sieben Jahren lebt unser Kater Elvis jetzt bei uns – und ich habe euch noch gar nicht erzählt, wie es war, als er zu uns kam. Höchste Zeit also für einen Artikel über den Einzug von Elvis. 

Eigentlich wollte ich es mit der Anschaffung einer Katze langsam angehen: Erst einmal unverbindlich im Tierheim umsehen, mich über den Ablauf einer „Adoption“ informieren und eventuell die eine oder andere Katze näher kennen lernen. Doch dann ging alles ganz schnell…

Wie alles begann

Ich träumte schon länger davon, einer Katze ein Zuhause zu geben, aber das Tier den ganzen Tag einsam und alleine in der Wohnung lassen? Das wollte ich nicht. Mein Mann und ich sind beide berufstätig und waren tagsüber außer Haus. Erst als ich mich vor einigen Jahren selbstständig machte und seitdem im Home Office arbeite, stand der Anschaffung einer Katze (fast) nichts mehr im Wege.

Mein Mann, der arme Mensch, hatte nämlich noch keinerlei Erfahrung mit Katzen sammeln dürfen und stand dem Vorhaben eher skeptisch gegenüber.

Auch ich hatte einige Bedenken: Schließlich wohnten wir in der Großstadt, im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses. Nicht weit von unserer Wohnung entfernt kreuzten sich zwei viel befahrene Straßen, auf denen es gefühlt einmal pro Woche einen Unfall gab. Ein Freigänger würde den Verkehr nicht lang überleben. Daher kam nur die Haltung als Wohnungskatze in Frage. Nicht optimal, aber immer noch besser als im Tierheim, fand ich.

Wir beschlossen, die Sache langsam anzugehen und uns erst einmal – ganz unverbindlich – einen Eindruck über die Situation im Tierheim zu verschaffen.

Im Tierheim München

An einem Samstag im Februar 2011 machten mein Mann und ich uns also auf den Weg ins Münchner Tierheim. Inzwischen wurde ein modernes Katzenhaus gebaut, doch damals hausten die Miezen ziemlich beengt in einem alten Gemäuer.

Wart ihr schon einmal in einem Tierheim? Normalerweise sind die Katzen dort in kleinen Zimmern unterbracht, die mit Kuschelhöhlen, Kratzbäumen und anderem Zubehör katzengerecht eingerichtet sind. Auch im Tierheim München gab es solche Katzenzimmer, doch die reichten bei Weitem nicht aus, um alle Katzen unterzubringen. Es waren einfach zu viele. Aufgrund der Platznot war ein Teil der Katzen im sogenannten Katzenkeller in Käfigen untergebracht.

Ein schwarzweißer Kater voller Angst

Nachdem wir die Katzenzimmer besichtigt und einige Miezen kennengelernt hatten, durften wir uns in Begleitung eines Praktikanten auch noch im Katzenkeller umsehen. Einer der Käfige dort war mit einer Decke verhängt. Mit den Worten „hier ist noch ein sehr ängstlicher schwarzweißer Kater“ zog der junge Mann die Decke beiseite und wir blickten in ein gelbes Augenpaar mit riesigen Pupillen. Die Augen gehörten zu Rondo, einem Fundkater, der im Tierheim abgegeben worden war. Recht viel mehr als einen breiten Katerkopf, der hinter einem Katzenklo hervorlugte, konnten wir nicht erkennen. Seine Ohren waren noch grün verfärbt von der frischen Tätowierung. Alle Katzen, die noch nicht gekennzeichnet waren, wurden im Tierheim tätowiert, gechippt und vorsorglich bei der Tierschutz-Organisation Tasso registriert. Tasso hilft dabei, verloren gegangene Tiere wieder zu finden.

Viel konnte uns der Praktikant nicht über den Kater erzählen und so hielten wir uns nicht lang bei Rondo auf. Ängstlich wie er war, wollten wir ihm durch unsere Anwesenheit keinen weiteren Stress bereiten.

Eine Katze sucht dich aus

Katze auf Koffer

Elvis hoch oben auf „seinem“ Koffer auf dem Schrank

Am nächsten Tag dachte ich viel über den Besuch im Tierheim nach und über die Katzen, die ich gesehen hatte. Vor allem Rondo, der schwarzweiße Kater, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er tat mir so leid mit seiner Angst. Meine Gedanken wanderten hin und her. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht vor hatte, eine Katze nach Hause zu holen –  schließlich wollte ich es langsam angehen – formte sich in meinem Gehirn plötzlich klar und deutlich der Satz:

„Ich muss Rondo haben.“

Nicht: Ich will Rondo adoptieren oder ich will Rondo ein neues Zuhause geben – wie man es als politisch korrekte Tierfreundin eigentlich formulieren sollte 😉 Ich muss Rondo haben. Ganz einfach.

Ich weiß bis heute nicht, warum es gerade dieser Kater war, den wir nur ganz kurz gesehen hatten. Ich wusste in dem Moment nur, ich wollte ihn haben und zwar ganz dringend. Kennt ihr den Spruch: Nicht du suchst die Katze aus, sondern die Katze sucht dich aus? In gewisser Weise passierte hier gerade etwas Ähnliches.

Und wenn er schon vergeben war?

Ich rief im Tierheim an, doch in der Telefonzentrale wusste man nichts genaues. „Wir müssen da noch einmal hin“, sagte ich zu meinem Mann. Es war Sonntag nachmittag, in einer Stunde war die Besuchszeit zu Ende und das Tierheim am anderen Ende der Stadt. Das würde knapp werden.

Als wir im Tierheim ankamen, waren gerade alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Niemand konnte mir sagen, ob Rondo noch da war. Es war zum verrückt werden. Zum Glück konnte ich durch das Fenster einen Blick auf die Käfige im Katzenkeller erhaschen. Die Decke hing noch dort, als musste der Kater logischerweise auch noch da sein.

Nach einer Ewigkeit etwa zehn Minuten hatte endlich eine Mitarbeiterin Zeit für uns und ja, Rondo war noch da. Ich hatte jede Menge Fragen, doch Rondo war eine Fundkatze und man wusste praktisch nichts über seine Vergangenheit. Sein Alter wurde auf fünf Jahre geschätzt und dem gepflegten Zustand der Pfoten nach zu schließen, hatte er sein früheres Leben als Wohnungskatze verbracht. Im Tierheim zeigte er sich extrem ängstlich, war aber ansonsten lieb und unkompliziert.

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Wir adoptieren eine Katze

Merkblatt vom Tierheim über "Rondo" (Ausschnitt)

Merkblatt vom Tierheim über „Rondo“ (Ausschnitt)

Schnell war klar, wir wollten Rondo mit nach Hause nehmen, aber nicht am gleichen Tag. In unserer Wohnung war nichts auf den Einzug einer Katze vorbereitet. Weil Sonntag war, konnten wir auch kein Futter oder Zubehör einkaufen. Doch eine Reservierung war nicht möglich. „Diese Katze geht sicher schnell weg, das kann ich Ihnen sagen“, meinte die Tierheim-Mitarbeiterin und machte uns einen Vorschlag: Gegen eine Spende zusätzlich zur Schutzgebühr für den Kater würden wir auch einen Transportkorb, ein Katzenklo sowie Katzenstreu und Futter für die ersten Tage bekommen.

Bei so viel Hilfsbereitschaft konnten (und wollten) wir nicht nein sagen. Die Mitarbeiterinnen hatten eigentlich längst Feierabend und während die eine mit mir die Formalitäten erledigte, suchte die andere das Zubehör zusammen und packte unseren neuen Mitbewohner in die Transportbox. Außerdem gab uns die Vermittlerin ihre Visitenkarte und meinte, wir könnten sie jederzeit anrufen, falls wir Fragen haben sollten.

Aus Rondo wird Elvis

Die Heimfahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle. Aus der Transportbox drang kein Mucks. Zuhause angekommen, stellte ich die Box vorsichtig im Wohnzimmer ab, wo Rondo erst einmal bleiben sollte. Dann öffnete ich die Klappe und – schwupps –  heraus schoss ein schwarzweißer Kugelblitz und verschwand unter dem Sofa. Das ging ja gut los! Zum Glück hatte man uns im Tierheim schon darauf vorbereitet, dass unser Neuzugang sich erst einmal verstecken würde und wie man mit einer ängstlichen Katze umgeht.

Wir beschlossen, unseren neuen Mitbewohner Elvis zu nennen. Während Elvis „untergetaucht“ war, stellten wir das Katzenklo auf und füllten frisches Wasser, Trockenfutter und Tunfisch (mochte er laut Tierheim gerne) in Untertassen.

Schrecken in der Nacht

Schwarzweiße Katze auf Sofa

Elvis auf dem Sofa

Die erste Nacht war für alle Beteiligten schrecklich. Irgendwann zogen wir uns ins Schlafzimmer zurück, aber wir machten kein Auge zu. Stattdessen lauschten wir, ob sich nebenan etwas rührte. Totenstille. Vermutlich kauerte Elvis unter der Couch und horchte ebenfalls in die Nacht…

Plötzlich riss uns ein fürchterliches Scheppern aus dem Halbschlaf. Wir rannten ins Wohnzimmer, von der Katze war nichts zu sehen – nur ein Blumentopf lag zerbrochen auf dem Boden. Elvis hatte sich ganz leise aus seinem Versteck geschlichen, wohl um im Schutz der Dunkelheit sein neues Revier zu erkunden. Dabei war ihm offenbar die Pflanze in die Quere gekommen.

Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass unser neuer Mitbewohner ein wenig gefressen hatte. Auch das Katzenklo hatte er ganz brav benutzt. Am Abend schon wagte er sich aus seinem Versteck hervor.

Danach sollte es ungefähr zwei Jahre dauern, bis Elvis seine schlimmsten Ängste überwand. Ganz weg sind sie auch heute noch nicht, aber wir können gut damit leben. Mehr über Elvis erfahrt ihr in diesem Artikel: 10 Dinge, die ich an meiner Katze liebe ♥.

Weitere Artikel rund um das Thema „Katzen im Tierschutz“ findet ihr auf der Themenseite Tierschutz.

Bilder: © Lieblingskatze

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3 Kommentare

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The Swiss Cats 18. Oktober 2018 - 6:34

Was für eine niedliche Geschichte ! Wir sind froh, dass Elvis eine so tolle Zuhause mit dir gefunden hat ! Schnurren

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Annelina 17. Oktober 2018 - 9:49

Ist das toll!!!! Ich hatte ein bisschen Pippi in den Augen beim Lesen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass solche besonders ängstliche Katzen schnell vermittelt werden. Die Tierheim-Mitarbeiter wollten bestimmt, dass ich es euch nicht mehr anders überlegt. Aber ich verstehe sehr gut, wenn man sich einmal in ein Tier verliebt hat. War bei Mascha und mir nicht anders. Liebe auf den ersten Blick! Finde ich super toll, dass er ein liebevolles Zuhause bei euch bekommen hat. <3

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Bärbel 17. Oktober 2018 - 9:58

Vielen Dank für deinen lieben Kommentar 🙂

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